Finanzielle Folgen von falschen Informationen
Wucherpreise für Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel machten im Frühjahr 2020 in Deutschland Schlagzeilen. Der Rekord lag im März 2020 bei 999,90 Euro für zehn FFP2-Masken und 199 Euro für einen halben Liter Handdesinfektionsmittel.
Viele der Angebote, die das Projekt „Faktencheck Gesundheitswerbung“ unter die Lupe nimmt, sind aber auch allgemeine medizinische Selbstzahlerleistungen. Falsche Gesundheitsversprechen im Netz, in der Drogerie, in der Apotheke, die nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden. Das kann ein frei verfügbares Erkältungsmedikament sein, ein Nahrungsergänzungsmittel gegen angeblichen Vitamin-D-Mangel, eine sanfte Methode beim Heilpraktiker oder ein zweifelhafter Zellschutz-Chip. Die Kosten können bei 5 Euro liegen aber auch bei mehreren hundert oder tausend Euro.
Emotionale Folgen von falschen Informationen
Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen, die aufgeheizte Debatte über wissenschaftliche Fakten und Verschwörungen führen bei vielen Menschen zu Konflikten in der Familie oder mit Freunden. Corona wirkt teilweise wie Gift für das soziale Miteinander. Man kann sich zwar konstruktiv darüber streiten, ob man bei Grün und nicht bei Rot über die Ampel gehen sollte, aber man nicht mehr gut diskutieren, wenn jemand die Existenz von Ampeln an sich in Frage stellt. Und wenn es um Gesundheit geht, steht immer das Risiko für mögliche Schäden im Raum. Wer versucht, den Familien- oder Freundeskreis vor falschen Gesundheitsinformationen zu schützen, braucht gute Nerven und Argumente.
Ärzte und falsche Informationen in der Pandemie
Auch Ärzte stehen im Fokus der Corona-Debatte, und zwar nicht nur als Behandler. Denn einige Mediziner kritisieren öffentlich die Schutzmaßnahmen oder zweifeln an der Existenz oder an der Gefährlichkeit des Virus. Manche streiten die Wirksamkeit von Atemschutz-Masken ab oder halten sie gar für lebensgefährlich.
Für Verbraucher ist das ein Problem. Denn Ärzte genießen in der Gesellschaft ein besonderes Ansehen. Ihr Wort hat in gesundheitlichen Fragen Gewicht. Somit können widersprüchliche Aussagen aus der Ärzteschaft in der Corona-Pandemie ganz besonders zur Verunsicherung beitragen. Wenn Menschen sich aufgrund solcher Aussagen nicht an die Hygieneregeln halten, fördert dies zusätzlich die Ausbreitung der Infektion.
Mehrere Ärztekammern haben fragwürdige oder falsche Behauptungen ihrer Mitglieder zum Thema Sars-CoV-2 kritisiert. Zwar gilt auch für Ärzte die Meinungsfreiheit, sie sind aber an medizinische und ethische Grundlagen ihres Berufs gebunden. Sie dürfen die Gesundheit ihrer Patienten nicht wissentlich gefährden und in ihren Praxisräumen auch keine politischen Botschaften aushängen. Zudem muss die persönliche Meinung „erkennbar“ von der Ausübung der ärztlichen Tätigkeit abgegrenzt sein.
Mehrere Fälle wurden bereits an Staatsanwaltschaften weitergeleitet. Im Herbst 2020 lagen etwa der Ärztekammer Berlin 130 Fälle von Fehlverhalten im Rahmen der Corona-Maßnahmen vor. Dazu zählen auch medizinisch unbegründete Gefälligkeitsatteste zur Befreiung vom Mund-Nasen-Schutz.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) und die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin rief im Dezember 2020 Ärzte und Wissenschaftler zur verantwortungsbewussten Kommunikation in der Corona-Pandemie auf.