Wie unterscheidet man falsch und richtig?

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Rückenschmerzen, Diabetes, Corona oder Krebs: Gesundheits-Stichworte liefern bei der Onlinesuche eine unüberschaubare Menge an Informationen und Treffern. Doch mit den richtigen Tipps können Sie Informationen von guter Qualität erkennen.
Richtig oder falsch? Right or Wrong?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bleiben Sie kritisch: Das Netz bietet viel Nützliches, aber auch viel Schlechtes.
  • Problem: Falsche Informationen sind nicht immer leicht als solche zu erkennen.
  • Immerhin: Es gibt klare Kriterien für gute Gesundheitsinformationen.
  • Falsche Gesundheitsinformationen können zu unnötigen Therapien führen oder das Vertrauen in die wissenschaftsbasierte Medizin erschüttern.
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Was ist falsch, was ist richtig?

Wer "Krebs" in eine Suchmaschine eintippt, erhält mehr als 73 Millionen Treffer. Beim Stichwort "Gesundheit" sind es über 360 Millionen Treffer. Das zeigt: Allein die Menge an Gesundheitsinformationen im Netz ist ein Problem. Hinzu kommt die Frage nach der Qualität.

Bereits unter den ersten Treffern können falsche, veraltete oder werbende Informationen sein. Noch schwieriger ist die Kommunikation auf Online-Plattformen und in digitalen Netzwerken. Anbieter:innen können Produkte leicht bewerben und über Influencer:innen verbreiten. Spektakulär klingende Nachrichten werden rasch geteilt – meist ohne Prüfung. Es ist also wichtig, Informationen zu hinterfragen.

Die Definition

Gesundheitsinformationen können dann als schlecht bezeichnet werden, wenn sie einseitig, verkürzt, fehlerhaft oder unsachlich sind. Definiert wurden diese Kriterien 2019 in einem Projekt der Bertelsmann Stiftung. Gefährlich werden kann es, wenn Gesundheitsinformationen dazu führen, dass Menschen sich einer nutzlosen oder schädlichen Behandlung unterziehen. Was gute Gesundheitsinformationen auszeichnet, hat ein Expertengremium bereits 2016 in einem Positionspapier definiert.

Gut zu wissen:

In Deutschland hat jeder ein gesetzlich verankertes Recht auf umfassende Informationen über Gesundheit und Krankheit. Diese Informationen müssen verständlich sein und sollten den aktuellen medizinischen Wissensstand unverzerrt wiedergeben.

Kriterien für gute Gesundheitsinformationen

Medizinisches Wissen entsteht vor allem aus wissenschaftlichen Studien, nicht allein aus ärztlicher Erfahrung. Vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen sollten deshalb evidenzbasiert sein. Das bedeutet, sie stützen sich auf wissenschaftliche Studien, die Belege liefern für den Nutzen oder Schaden einer medizinischen Maßnahme.

Gute Gesundheitsinformationen sollten

  • leicht verständlich, neutral und transparent dargestellt sein,
  • den aktuellen Wissensstand unverzerrt wiedergeben, am besten mit Quellen belegt,
  • über Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen informieren,
  • mögliche Alternativen zu einer Untersuchung oder Behandlung nennen,
  • ansprechen, welche Folgen es hätte, nichts zu tun,
  • medizinische Wissenslücken eingestehen,
  • ein Impressum haben mit Angaben zur Identität und zu Qualifikationen der Verfasser:innen,
  • das Datum der Informationserstellung bzw. Aktualisierung beinhalten und
  • bei Fragen oder Beschwerden auf professionellen medizinischen Rat verweisen.
Einen Wegweiser für die Online-Suche nach Gesundheitsinformationen bietet die Internetseite https://www.gesund-im-netz.net/ (für Jugendliche: https://www.klick2health.net/), entstanden aus einem Projekt zur "Entwicklung einer Orientierungshilfe zur Stärkung der Verbraucherkompetenz beim Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationsangeboten" (OriGes) des Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) an der Universität zu Köln.


Auch wenn sich viele Patient:innen das wünschen: Mit direkten Empfehlungen sollte in der Medizin zurückhaltend umgegangen werden. Wenn es sie gibt, etwa in Leitlinien ärztlicher Fachgesellschaften, müssen sie wissenschaftlich gut belegt sein.
 

Kreuzschmerz
Liste Negativempfehlungen aus der Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz

 

Weiterhin gehören Angaben über Verfasser:innen, Quellen und Finanzierung zu den Kriterien für gute Gesundheitsinformation. Wenn Interessenkonflikte bestehen, etwa, weil Autor:innen oder Hersteller:innen am Verkauf einer beschriebenen Leistung verdienen, sollte dies unbedingt kenntlich gemacht werden. Auch sollten Verweise vorhanden sein, dass Informationen aus dem Netz einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Vorsicht bei persönlicher Meinung

Seien Sie vorsichtig, wenn subjektive Meinungen im Vordergrund stehen, wie beispielsweise in Foren. Diese Aussagen sind nicht überprüft und daher auch nicht verlässlich. Vorsicht geboten ist auch bei Empfehlungen einzelner Influncer:innen über die sozialen Medien. Skepsis ist ebenso bei Gesundheitsinformationen mit offener oder verdeckter Werbung angebracht. Häufig stehen dahinter wirtschaftliche Interessen und Produkte oder Leistungen werden vermarktet. Informationen sollten zudem nichts verharmlosen ("keinerlei Nebenwirkungen", "sicher", "schmerzfrei"), nicht einseitig sein und keine Ängste schüren.

Vorsichtig sein sollten Sie auch, wenn bestimmte Produkte oder kostenpflichtige Behandlungen angeboten oder eine wundersame Heilung oder spektakuläre Wirkungen versprochen werden.

Grundkurs Desinformation
Autor :  Skeptical Science & klimafakten.de / Link zum Download.

Englischsprachige Version "Red Flags of Quackery"

Welche Gefahren gibt es?

Gesundheitsinformationen dienen dazu, Entscheidungen über die eigene Gesundheit zu treffen. Eine gut informierte Entscheidung können Patient:innen nur treffen, wenn sie den wissenschaftlichen Standard kennen und zwischen Werbung und belegtem Nutzen oder Schaden unterscheiden können. Stützt sich die Gesundheitsinformation nicht auf verlässliche Quellen, kann das viel Schaden anrichten.

Fehlentscheidungen und Vertrauensverlust

Menschen können misstrauisch werden gegenüber Ärzt:innen, Wissenschaft oder staatlichen Institutionen. Im Arzt-Patienten-Verhältnis ist das kritisch, da Behandlungen auch mit Vertrauen verknüpft sind. Dass Nutzer:innen zu falschen Webseiten gelangen, kann zudem dadurch verstärkt werden, dass das Suchverhalten häufig von Hoffnungen und Ängsten gesteuert wird, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2019 zeigte.

Gesundheitsschäden durch Über-, Unter- und Fehlversorgung

Falsche Gesundheitsinformationen können dazu führen, dass Menschen sich unnötigen oder riskanten Eingriffen oder Behandlungen unterziehen, die Kosten verursachen oder zu Folgeschäden führen können. Wer krank ist, aber aufgrund falscher Annahmen oder angeblicher Wundermittel eine etablierte Therapie unterlässt oder zu spät beginnt, kann dies mit körperlichen und seelischen Folgen oder im schlimmsten Fall sogar mit dem Leben bezahlen. Mehrere Krebspatient:innen etwa starben 2016 in einem sogenannten Biologischen Krebszentrum in Brüggen im Kreis Viersen nahe der niederländischen Grenze, weil ein Heilpraktiker ihnen für 10.000 Euro ein nicht zugelassenes Medikament spritzte.

Eine Quantifizierung des gesundheitlichen und finanziellen Schadens ist schwierig. Aber digitale Fehlinformationen sind in der Online-Welt in einem Ausmaß verbreitet, dass sie bereits 2013 vom Weltwirtschaftsforum (WEF) thematisiert und als eine der Hauptbedrohungen für die Gesellschaft angesehen wurden.

Tipps für die Suche im Netz

Darauf können Sie achten:

  • Die Ziele, Motive und Finanzierung der Webseite sind offen dargelegt.
  • Das Ranking der angezeigten Treffer in Suchmaschinen ist kein Qualitätsmerkmal. Daher ist es wichtig, sich nicht nur auf eine Quelle oder Information zu verlassen.
  • Vorsicht ist geboten, wenn die Informationen werbende Inhalte (z. B. in sozialen Netzwerken) oder subjektive Meinungen (z. B. in Foren) enthalten.

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